Bunt und gesund?

Die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet von einer Initiative „Bunt und gesund im Heidegrund“, die sich kritisch mit den Plänen zur Entwicklung der Siedlung „Auf der Heide“ in Natbergen beschäftigt.

Die Initiative fordert, das Gebiet intensiver zu bebauen als bislang geplant (100 statt 40 Baugrundstücke), dafür aber mehr Rücksicht auf Ökologie, Ökonomie und soziale Belange zu nehmen.

Zur Förderung der Ökologie sollen ein ortsgebundenes Regenwassermanagement, Solarenergienutzung, ökologische Baumaterialien, Grünstreifen, Obstbaum- und Blumenwiesen zum Einsatz kommen.

Ökonomisch sei eine intensivere Bebauung auch deshalb sinnvoll, weil vorhandene Infrastrukturen besser genutzt, oder ihre Nutzbarkeit verbessert werden könnten (z.B. ÖPN-Busverkehr).

Und zur besseren sozialen Durchmischung sollen auch kleine Baugrundstücke mit unterschiedlichen Baumöglichkeiten vorgesehen, sowie ein „Generationen-Mix“ angesiedelt werden.

 

Wir freuen uns über den Beitrag, wundern uns aber auch ein wenig darüber, denn neben sachlichen Fehlern (laut dem aktuellen Bebauungsvorschlag "B1" sind nicht 40 sondern 63 neue Bauplätze geplant), greifen die meisten der vorgebrachten Argumente nicht wirklich.

Die Anlage von Obstbaum- und/ oder Blumenwiesen und eine verstärkte Bebauung widersprechen sich. Werden weite Flächen überbaut, bleibt für Wiesen ganz einfach kein Platz mehr. Und „Grünstreifen“ zwischen den Bauten anzulegen, ist nicht wirklich eine ökologische Maßnahme, wenn dort vorher Wiesen oder Weiden waren, die der Bebauung weichen mussten.

Der Nutzung von Solarenergie steht schon jetzt nichts im Wege. Außer die allgemeinen wirtschaftlichen und rechtlichen Be- und Einschränkungen. Es wäre sicherlich schön, wenn die bundes- oder landesweit reduziert werden könnten. Für ein einzelnes Baugebiet wird das aber wohl eher nicht der Fall sein.

Tatsächlich spannend beim Thema Ökologie ist aber der Bereich „Wassermanagement“. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Hochwasserschäden und der gefährdeten Lage unserer Siedlung im Hasetal scheint es tatsächlich notwendig, sich vermehrt um dieses Thema zu kümmern. Allerdings keineswegs „ortsgebunden“, sondern in enger Abstimmung mit den Nachbargemeinden und -siedlungen. Denn Hochwasserschutz ist eine sehr fragile Frage, bei der Maßnahmen der einen Seite, direkte Auswirkungen auf der anderen haben. Staut sich das Wasser z.B. vor den Toren der Stadt Osnabrück, bekommt Natbergen ein Problem. Werden in Wissingen mögliche Überflutungsflächen eingeschränkt, ebenfalls. Da sehen wir akuten Planungsbedarf.

Aus ökonomischer Sicht ist die Nutzung vorhandener Infrastrukturen tatsächlich einem kompletten Neubau vorzuziehen. Allerdings sind die vorhandenen Strukturen ja derzeit nicht gerade ungenutzt. Da ist es beispielsweise fraglich, ob das lokale Stromleitungsnetz große Erweiterungen bewältigen kann, insbesondere, wo die gewünschte Solarenergie­nutzung höhere Anforderungen an die Leitungen stellt. Es ist auch nicht sicher, ob die Abwasserkanalisation größere Mengen aufnehmen kann, ohne erweitert werden zu müssen. Und ein ÖPNV-Anschluss wäre zwar sehr wünschenswert, ist aber aufgrund der Straßensituation nicht ganz einfach zu realisieren. Eine Durchfahrt durch die Bauernschaft Düstrup ist für Busse zu eng, Umwege über das Düstruper Feld oder gar die Meller Straße (Voxtrup) sind unwirtschaftlich. Unsere Siedlung ist schwierig zu erreichen. Das ist kein Nachteil, sondern ihr großer Vorteil: Es gibt keinen Durchgangsverkehr. Für die Wohnqualität ist das gut so. Das will keiner ändern!

Die soziale Durchmischung ist auch jetzt schon gewährleistet. Unsere Nachbarschaft ist wirklich sehr, sehr heterogen, wir leben weder in einem sozialen Brennpunkt, noch in einer Oberschicht-Enklave. Es gibt viele verschiedene Initiativen und Stammtische. Im Gegensatz zur bereits im Vorfeld behaupteten Behauptung sind wir keine Schlafsiedlung. Die Heide lebt!

Es scheint, dass die bunt-und-gesund-Initiative nicht hinreichend durchdacht ist. Ihr Versuch, Ökologie und Ökonomie miteinander zu vereinen, schlägt sehr, sehr deutlich in Richtung der Ökonomie aus. Wobei die Ökonomie vorwiegend darin besteht, bislang unbebaute Grundstücke bebauen zu können. Es scheint auch, dass die Initiative nicht für alle Betroffenen spricht, im NOZ-Artikel wird von „Grundbesitzern“ und ihren Kindern gesprochen. Tatsächlich scheint es sich vorwiegend um Einzelmeinungen von Flächeneigentümern zu handeln, die versuchen, ihre Verwertungsinteressen durchzusetzen.

 

Wir bewerten die Initiative daher als Greenwashing-Versuch, um die Möglichkeit zu erreichen, möglichst viele Flächen bebauen zu können.

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